F06 – Defense mechanisms for drives

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Technische Beschreibung:

  1. Auswahl von Abwehrmechanismen aufgrund von vom Über-Ich mit Unlust belegten Inhalten
  2. Ausführen des Abwehrmechanismus (Verdrängung, Verleugnung, etc.)
    – Verdrängung: der Affektbetrag wird vom Objekt getrennt; Affektbetrag an F20 geleitet
  3. Verdrängte Triebinhalte werden in temporären Container geschrieben (tauchen bei F54 auf)
  4. Von Urverdrängung markierte Inhalte werden erkannt (höhere Gewichtung als verdrängte Inhalte)

Inhaltliche Beschreibung:

Modulbeschreibung

In F6 wird entschieden, welche Triebe vorbewusst und bewusst werden dürfen. Dazu werden die sogenannten Abwehrmechanismen aktiviert, die unter dem Einfluss vom Über-Ich (F7, F55) und der Realitätsprüfung stehen. Dies ist eine Funktion des Ichs, die mit unbewussten Informationen(=Daten)¹ operiert².

Es gibt folgende Möglichkeiten der Triebbearbeitung: (1) Triebinhalte und die dazugehörigen Affektbeträge werden in ihrem ursprünglichen Zustand zu- bzw. durchgelassen, oder (2) die Triebinhalte und Affektbeträge werden über die Abwehrmechanismen inhaltlich verändert oder gänzlich abgewehrt, das heißt verdrängt.

Im Rahmen einer Triebabwehr kann es auch zur Aufspaltung von Triebinhalt und Affektbetrag kommen. Das heißt, dass ein Triebinhalt nicht durchgelassen wird, wohl aber der dazugehörige Affektbetrag, der dann als Affekt vorbewusst oder bewusst wahrnehmbar ist. Oder auch umgekehrt ist es möglich, dass ein Triebinhalt durchgelassen wird, der dann ohne Affekt vorbewusst oder bewusst wird. Siehe: Liste der Abwehrmechanismen und “Schicksal der Triebregungen”.

Prinzipiell gelten alle Abwehrmechanismen für sämtliche psychischen Inhalte. Um eine einfachere Modellierung zu ermöglichen, werden für die Abwehr zwei Funktionseinheiten definiert: (a) Abwehrmechanismen für Triebe – in F6 – und (b) Abwehrmechanismen für Wahrnehmungsinhalte³ – in F19.

Die unten bereitgestellte Liste für Abwehrmechanismen (psychoanalytische Detailbeschreibung: siehe Fußnote⁴) gilt daher für beide Funktionen.

  1. Verdrängung: der Verdrängungsmechanismus versperrt unerwünschten Triebinhalten die Möglichkeit, bewusst zu werden. Er lässt diese unerwünschte Informationen unbewusst und versucht zu verhindern, dass sie bewusst werden.
  2. Wendung gegen die eigene Person: ein Triebimpuls, der gegen ein Objekt gerichtet ist, wird gegen die eigene Person gewendet.
  3. Intellektualisierung: der kognitive logische und rationale Aspekt einer Vorstellung wird betont (überbewertet), während der gefährliche emotionale ausgeblendet wird.
  4. Reaktionsbildung: die Bildung einer dem verdrängten Wunsch entgegengesetzten Verhaltensweise.
  5. Verschiebung: die Bedeutung einer Vorstellung wird von dieser abgelöst und geht auf andere Vorstellungen über.
  6. Verkehrung ins Gegenteil: das Ziel eines Triebimpulses wird in Hinblick auf aktiv/passiv in das entsprechende Gegenteil verwandelt.
  7. Sublimierung: ein verpönter Triebimpuls wird in sozial akzeptables Verhalten umgewandelt, indem das ursprüngliche Triebziel durch ein sozial verträgliches ersetzt wird.
  8. Projektion: Gefühle und Wünsche werden nicht als die eigenen wahrgenommen, sondern anderen Menschen oder Objekten der Außenwelt zugeschrieben.
  9. Verleugnung: unerwünschte oder unangenehme Wahrnehmungsinhalte werden in ihrer Bedeutung nicht wahrgenommen. Der Informationsgehalt wird blockiert.
  10. ¹ In der Psychoanalyse spricht man von einer unbewussten Ich-Funktion.

    ² Grundsätzliche Bedingung der Abwehr von Triebinhalten ist, dass das Erreichen des Triebziels mehr Unlust durch Bestrafung als Lust durch die Handlung erzeugen würde. Da allerdings eine Triebbefriedigung an sich immer lustvoll ist, muss sie mit Ansprüchen des Über-Ich (F7, F55) so unvereinbar sein, “dass das Unlustmotiv eine stärkere Macht gewinnt als die Befriedigungslust” (Freud, 1915d).

    ³ Wahrnehmungsinhalte sind Sachvorstellungen, die sich aus der Wahrnehmung und den damit verbundenen Prozessen bilden. Diese werden in unserem Modell von den damit verbundenen Affektbeträgen getrennt bezeichnet.

    ⁴ Detailbeschreibung der Abwehrmechanismen:

    1.        Verdrängung

    Sie geht aus von der sog. “Urverdrängung” (Freud, 1915d), einer ersten Phase der Verdrängung hervor. Diese “besteht darin, dass der psychischen (Vorstellungs-) Repräsentanz des Triebes die Übernahme ins Bewusstsein versagt wird” (S 250), wodurch eine Fixierung entsteht: “die betreffende Repräsentanz bleibt von da an unveränderlich bestehen und der Trieb an sie gebunden.” (Ebd.) Die “eigentliche Verdrängung” wieder “betrifft psychische Abkömmlinge der verdrängten Repräsentanz, oder solche Gedanken…, die, anderswoher stammend, in assoziative Beziehung zu ihr geraten sind.” (Ebd.) Entfernt sich aber eine Vorstellung “durch Annahme von Entstellungen oder durch die Anzahl der eingeschobenen Mittelglieder” (S 252), kann diese ohne weiteres zum (Vor-) Bewussten durchgelassen werden. “Es ist, als ob der Widerstand des Bewussten gegen sie eine Funktion ihrer Entfernung vom ursprünglich Verdrängten wäre.” (Ebd.)

    Schicksal der Triebregungen und des Affektes nach Verdrängung: siehe unten.

    2.        Wendung gegen die eigene Person

    Wechsel des Objekts bei unverändertem Ziel; so wird z.B. das Triebobjekt auf die eigene Person verschoben. Beispiel: Sadismus – Masochismus.

    3.        Intellektualisierung

    Ein Beispiel wäre, wenn jemand ausgeklügeltste Erklärungen für sein Verhalten findet, anstatt sich einzugestehen, dass er so agiert, weil er z.B. Angst hat. Dieser Abwehrmechanismus ist sowohl auf Triebinhalte als auch auf Wahrnehmungen anwendbar.

    4.        Reaktionsbildung

    Die Reaktionsbildung geht einher mit der Verdrängung. Es wird eine dem verdrängten Wunsch entgegengesetzte Verhaltensweise oder Gewohnheit gebildet. Somit wird die Verdrängung gesichert, “indem die Besetzungsenergie, die ihnen [den verdrängten Regungen, Anm.] entzogen wurde, auf ihr Gegenteil gelenkt und dort gebunden wird, sodass etwa bei großer Gier besondere Enthaltsamkeit manifest wird oder man jemandem, den man nicht leiden kann, besonders freundlich begegnet.” (List, 2009, S 93)

    5.        Verschiebung

    Zumeist betrifft die Verschiebung das Triebobjekt, z. B. schlägt die Faust den Tisch, nicht das Gegenüber.

    6.        Verkehrung ins Gegenteil

    Wendung eines Triebzieles von der Aktivität zur Passivität, z.B. Sadismus-Masochismus oder Schaulust-Exhibition.

    Welche Abwehrmechanismen zum Einsatz kommen, hängt hauptsächlich von der spezifischen Situation und der Entwicklungsgeschichte des Individuums ab.

    7.        Sublimierung

    Sublimierung “ist die Umwandlung eines Triebimpulses, der einen intrapsychischen Konflikt begründet, in sozial akzeptables Verhalten. Dies geschieht durch Ersetzung des ursprünglichen Triebzieles durch ein sozial verträgliches Ziel” (List, 2009, Psychoanalyse, S94). Sozial und kulturell verträgliche Triebziele wären z. B. künstlerische Betätigung statt Masturbation, altruistische statt egoistischen Verhaltensweisen usw.

    8.        Projektion

    Durch den Abwehrmechanismus Projektion werden eigene Regungen nach außen bzw. auf andere verschoben und im eigenen Inneren nicht mehr wahrgenommen. Unbewusst werden eigene Regungen bzw. Triebinhalte anderen zugesprochen und nur noch am anderen, nicht aber mehr an sich selbst erlebt. Beispielsweise ist dann X wütend auf Y, obwohl ursprünglich Y wütend auf X gewesen ist.

    Schicksal der Triebregungen

    Freud schreibt in “Triebe und Triebschicksale” (1915c) “… dass die Triebverwandlung durch Verkehrung … und Wendung gegen die eigene Person eigentlich niemals am ganzen Betrag der Triebregung vorgenommen wird. Die ältere … Triebregung bleibt in gewissem Ausmaße neben der jüngeren … bestehen, auch wenn der Prozess der Triebumwandlung sehr ausgiebig ausgefallen ist.” Das Resultat dieses Nebeneinanderbestehens ist Ambivalenz, am deutlichsten wird dies wohl am Gegensatzpaar Liebe-Hass sichtbar. Nach einer Verdrängung besteht eine unbewusste Triebrepräsentanz weiter, organisiert sich, bildet Abkömmlinge, knüpft Beziehungen usw. Freud schreibt des weiteren, “dass die Triebrepräsentanz sich ungestörter und reichhaltiger entwickelt, wenn sie durch die Verdrängung dem bewussten Einfluss entzogen ist. Sie wuchert dann sozusagen im Dunkeln und findet extreme Ausdrucksformen” als Ausdruck einer vorgetäuschten Triebstärke als “Ergebnis einer ungehemmten Entfaltung in der Phantasie und der Aufstauung infolge versagter Befriedigung.” (1915d, S 251)

    Schicksal des quantitativen Faktors der Triebrepräsentanz (Affekt): Drei verschiedene Möglichkeiten sind vorstellbar: “Der Trieb wird entweder ganz unterdrückt, sodass man nichts von ihm auffindet”, also auch nichts vom Affekt, “oder er kommt als irgendwie qualitativ gefärbter Affekt zum Vorschein, oder er wird in Angst verwandelt.” (Ebd. S 256) In dem Fall also, in dem der Triebinhalt verdrängt wird, kann es zu folgenden Varianten kommen:

    • Der Affekt wird ebenso verdrängt. Es bleibt in diesem Fall also beim Affektansatz.
    • Der Affekt wird wahrgenommen (siehe F20) – aus dem Affektansatz wird ein tatsächlicher, bewusst wahrnehmbarer Affekt.
    • Statt des spezifischen Affekts wird Angst wahrgenommen (siehe F20).

    Ausgänge

    I5.17

    Der ursprünglich mit dem Triebinhalt verbundene, aber durch den Verdrängungsvorgang von der Sachvorstellung abgespaltene Affektbetrag wird zu E20 (innere Wahrnehmung) transportiert. Dort entsteht dann die Affektqualität⁵, die sich als Unlust oder Angst äußern kann.

    ⁵ Affektqualität ist die gefühlsmäßige Färbung, die ein Affektbetrag bei dessen Wahrnehmung abgibt. Hier ergibt ein nicht abgeführter Affektbetrag Unlust bzw. Angst.

    I5.18

    Die von den jeweiligen Abwehrmechanismen durchgelassenen oder veränderten Sachvorstellungen und/oder Affektbeträge werden weitergegeben.

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